Was ist Orange

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Videomitschnitt vom Orange Seminar auf der BFP Bundeskonferenz 2013 + Artikel

  • Video: Febe Olpen & Jörg Ahlbrecht

„LEBE ORANGE“ Gemeinde und Familie – eine starke Kombination

Neben der traditionellen Kernfamilie gibt es heute viele andere Familientypen, die sich in der „Familienlandschaft“ Deutschlands etabliert haben. Statt von „der Familie“ wird in den Sozialwissenschaften folgerichtig von unterschiedlichen familialen Lebensformen gesprochen, welche die ganze Breite aktueller Formen des Familienlebens betrachten. Und auch das Lebenstempo, die berufliche Belastung und Verantwortung haben sich stark verändert und zugenommen, sodass ein ehrenamtliches Engagement oft die Möglichkeiten zu sprengen scheint.
Eine Balance zwischen verschiedenen Lebensbereichen zu ermöglichen, gilt heute als eine wichtige gesellschaftspolitische Herausforderung, eine für viele besondere Organisationskultur sowie ein auf vielen Gebieten bedeutsames Thema bezüglich der Gestaltung von Familienkultur. Das hat auch Auswirkung auf das gemeindliche Leben.

Familien und Gemeinde- gemeinsam für die junge Generation.
Gemeinden brauchen Familien, um ein solides Fundament für ihre Existenz legen zu können, Familien brauchen aber auch die Gemeinde, um ihre Glaubensprozesse und die ihrer Kinder optimal zu fördern, Entscheidungen für Christus zu festigen und eine geistliche Heimat für sich und ihre Kinder zu finden.

Wie wichtig die Zusammenarbeit von Gemeinden und Familien ist machen gerade jüngste Statistiken deutlich. Beobachtungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass sich teilweise bis zur Hälfte aller Gemeindekinder im Teenager- und Jugendalter bis 25 Jahren aus den Gemeinden verabschieden und dabei häufig auch ganz ihre Glaubensbindung verlieren. 
Warum?
Fangen wir mit der Frage an, wer den größten Einfluss auf die nächste Generation hat. Traditionell sind das in erster Linie natürlich die Eltern, wenngleich die Auflösung traditioneller Familienstrukturen und die zunehmende Delegation von Erziehungsaufgaben an öffentliche oder private Dienstleiter ohne Frage diesen natürlichen Einflussfaktor schmälern. Von größerer Bedeutung dürfte jedoch die zunehmende Verunsicherung und Überforderung christlicher Eltern sein, christliche Lebensäußerungen wie etwa Beten, Bibel lesen und Singen glaubhaft und überzeugend zu vermitteln. Die Gründe dafür sind vielfältig. Mütter und Väter sind oft erschöpft vom Arbeitsalltag, der Flut von Informationen durch die Benutzung moderner Kommunikationsmittel und dem alltäglichen Multitasking. Darunter leidet ihr eigenes geistliches Leben, ehemals typische Gewohnheiten wie die „Stille Zeit“ treten in den Hintergrund und regelmäßige Teilnahme am Gemeindeleben ist oft nur noch schwer möglich.
Erziehung ist darüber hinaus nicht leichter geworden, die Konzentrationsfähigkeit der Kinder ist nach einem langen Schultag oft erschöpft und die Aufrechterhaltung der Disziplin eine permanente Herausforderung. Die früher für selbstverständlich gehaltene Glaubensvermittlung über die familiären Strukturen ist daher durchaus schwerer geworden und fordert die Instanz Gemeinde ganz neu heraus. Christliche Erziehung zu Hause und christliche Glaubensunterweisung in der Gemeinde müssen in Zukunft viel enger verzahnt werden als bisher!
Gemeinde und Familien müssen in eine stärker abgestimmte Partnerschaft finden.

Das ist im Moment ein großes Thema in vielen Gemeinden, das unter dem Thema
“Lebe ORANGE“ einen Namen findet.
Das ist das Prinzip von „Orange“, der Farbe, die sich ergibt, wenn man Gelb (Gemeinde) und Rot (Elternhaus) mischt. Die Farben für die Veranschaulichung haben keine tiefere Bedeutung, machen jedoch das Anliegen leicht verständlich und nachvollziehbar: Wir müssen Wege des miteinander finden, damit der Glaube gelebt und wachsen kann. 

Man kann sein Kind am besten prägen, wenn Eltern bewusst mit anderen zusammenarbeiten, die ebenfalls Einfluss auf das Kind haben.
Die elterliche Verantwortung kann und soll dabei natürlich niemand anders übernehmen. Während Eltern die dauerhafte Instanz bleiben, wechseln andere Bezugspersonen wie Lehrer, Pastoren und Trainer im Laufe der Zeit. Sie können die Erziehung daher nicht übernehmen, sie können aber die Hauptbezugspersonen, die Eltern, in ihrer Aufgabe stärken und unterstützen. 
Ganz besonders wichtig wird das in der Teenagerzeit, in der sich Kinder zunehmend vom Elternhaus abnabeln und alternative Bezugspersonen suchen. In dieser Lebensphase entziehen sich charakterbildende Prozesse häufig dem Einfluss der Eltern. 
Kinder und Teenies werden eines Tages unweigerlich die Bestätigung und Anerkennung anderer Erwachsener einholen. Für Eltern ist es von entscheidender Bedeutung, wenn sie an der unweigerlich eintretenden Übertragung ihrer Vorbildfunktion auf andere Erwachsene mitreden können. 
Ein eingespieltes Miteinander von Elternhaus und Gemeinde bietet dafür die beste Gewähr. Deshalb ist es so wichtig, dass Eltern und Gemeinde miteinander Hand in Hand arbeiten. Die Gemeinde kann auf diese Weise mithelfen, dass sich Persönlichkeitsentwicklung und Glaubenswachstum ihrer Kinder nicht wahllos und zufällig vollziehen. 
Das ist nicht erst im Teenageralter wichtig, wird hier aber besonders deutlich. 

Die Verzahnung von Elternhaus und Gemeinde muss gezielt angegangen werden. Gemeinden bieten häufig Veranstaltungen an, die Familien inspirieren sollen, und unzählige Familien nehmen regelmäßig daran teil. Beide geben sich große Mühe, Kindern den Glauben zu vermitteln. Aber meistens arbeiten sie nicht synchron. 
Es steht ihnen vielleicht das gleiche Ziel vor Augen, aber zur selben Zeit an derselben Sache zu arbeiten ist nicht so effektiv, wie zur selben Zeit an derselben Sache mit derselben Strategie zu arbeiten.

Wie kann das praktisch aussehen?

  • Besuche regelmäßig deine Gemeinde. Nimm aktiv am Gemeindeleben teil und investiere dich in der Mitarbeiterschaft.
  • In einer Kultur, in der wirkliche Gemeinschaft nicht automatisch stattfindet ist und Vorbilder nur begrenzt vorhanden sind, sollten Eltern sehr bewusst geistliche Leiter und Mentoren für ihre Kinder suchen.
Lade also andere ein, sich in das Leben Deines Kindes zu investieren, damit diese noch mehr Stimmen hören, die Ihnen Orientierung geben können. 
Das heißt ganz praktisch: Knüpfe bewusst Beziehungen für deine Kinder innerhalb deiner Gemeinde, bevor sie nötig sind, damit sie da sind, wenn sie nötig werden.
  • Die Gemeinde sollte außerdem noch mehr praktische Hilfestellungen anbieten, wenn es darum geht, christliche Gewohnheiten einzuüben. Wie beginnt man ein Gespräch über geistliche Themen? Wie stärkt man die Persönlichkeit von Kindern? Wie erklärt man komplizierte Zusammenhänge? Wie kann man gewinnbringend geistliche Themen und Sachverhalte vermitteln? Wie gelingt das Gebet mit Kindern?
  • Gemeinden sollten darauf achten, Kindern keine wenig zielführenden Bastelarbeiten mehr aus dem Kindergottesdienst mit nach Hause zu geben. Solche Mitbringsel sollten Materialien weichen, die geistliche Gespräche in der Familie anregen. Wie könnte ein derartiges Material aussehen? Das könnten konkrete Gesprächsimpulse, Karten, Bibelgeschichten oder auch komplexere Ideen für gemeinsame Projekte sein, die Eltern und Kindern helfen, über wichtige Themen zu reden oder gemeinsam etwas Bestimmtes zu tun. Anstöße und Materialien dieser Qualität sollten in der Regel etwas mit den Themen zu tun haben, über die in der Kleingruppe im Kindergottesdienst gesprochen wird, sodass Eltern auf bereits Gelerntes aufbauen können.

Die entscheidende Frage ist, wie das, was am Sonntag gelehrt wird, innerhalb der Woche zu Hause vertieft werden kann. Damit Eltern hier aktiv werden, müssen sie wirklich davon überzeugt sein, dass das, was in der Familie passiert, wichtiger ist als das, was Kinder in der Gemeinde lernen. 

Angebote für Eltern aus Familien mit Teenagern oder Jugendlichen sehen natürlich anders aus. Hier kann es vor allem sinnvoll sein, dass sich die Eltern untereinander kennenlernen und austauschen. Jugendleiter und -pastoren wählen gerne einen weniger straffen Weg, um das Gespräch unter Eltern oder mit Eltern anzuregen. Unregelmäßige Elternabende sind eine Möglichkeit, Internetseiten oder Blogs mit Hinweisen für die Eltern eine andere. Allein schon die Mitteilung der aktuellen Themen in der Jugendarbeit kann erste Ansätze für ein Gespräch über diese Themen in der Familie bieten. In diesem Bereich lohnt eine wachsende Sensibilität auf beiden Seiten für die Chancen gemeinsamen Handelns. Auch hier sollte das gemeinsame Ziel, Eltern zu helfen, ihre Kinder im Glauben angemessen zu fördern, fest in den Blick genommen werden.

Wenn die Arbeit unter der jungen Generation von Gemeinden auf diese Weise angelegt wird, kann der Einfluss von Eltern und Mitarbeitern der Gemeinde wirkungsvoll zusammengeführt werden. Ich bin mir sicher, dass wenn Gemeinde und Familien gemeinsam als Partner für den Glauben der jungen Generation eintreten, dann nicht nur die Gemeindearbeit erfolgreicher werden kann, sondern auch die Familien im Glauben maßgeblich gestärkt werden können.

  • Artikel: Febe Olpen

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